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Berge

Wie du den Weg zu dir selbst findest


Ein offenesTor zur Welt

Charles Dickens schreibt: „Auch eine schwere Tür hat nur einen kleinen Schlüssel nötig“.


Doch welche Schlüssel könnten es sein, die uns in Zeiten individuell-persönlicher oder gesellschaftlicher Krisen wirklich helfen?


Lange Zeit habe ich darüber nachgedacht, ob ich mich angesichts der alltäglichen Flut von Informationen, Meinungen und Nachrichten überhaupt in dieser Form zu Wort melden darf, kann und sollte. Doch ich habe mich dazu entschlossen, den Menschen, die an den Themen des „Wendekreises“ interessiert sind, von Zeit zu Zeit einen Einblick in Zusammenhänge spiritueller, seelischer und philosophischer Natur zu geben, die mir in meiner Arbeit mit dem Menschen als einem schöpferischen, nach Glück und Wohlbefinden strebenden Wesen von Bedeutung zu sein scheinen. So etwas kann nicht immer leicht verdauliche Kost sein. Umso mehr freue ich mich über jeden Lesenden, der mir hier begegnet, der bereit ist, für ein paar Minuten innezuhalten und nachdenklich zu werden. Der nicht nach Instant – Wahrheiten sucht, sondern bereit ist, für einen Moment ein wenig tiefer zu gehen und nachdenklich zu werden. Denn dies ist in unserer zutiefst veräußerlichten Welt schon etwas Besonderes. Menschen, die nicht nur nach außen blicken, sondern bereit sind, auf die größte Entdeckungsreise zu gehen, die es in diesem Jahrhundert überhaupt geben kann, auf die Entdeckungsreise des eigenen Wesens, des eigenen Seins. Carl Gustav Jung hat dies wunderschön formuliert: „Wer nach außen blickt träumt, wer nach innen blickt, erwacht.


Dieses sich selbst entdecken, bei sich selbst sein, ist in einer zunehmend unübersichtlich werdenden Welt vielleicht das Wesentlichste, was Menschen tun können, um ihren inneren Zusammenhalt zu wahren, um auch durch Krisen hindurch zu gelangen.


Die äußeren Bedingungen unseres Lebens, die wir derzeit vorfinden, sind herausfordernd. Am Beginn des dritten Jahrtausends scheint unsere Welt und erleben viele Menschen ihr Leben als zunehmend ungeordnet, unsicher, zeitweise vielleicht sogar bedroht. Es scheint erst wenige Jahre her zu sein, als wir uns als Gesellschaft in einem Bewusstsein stetigen Wachstums und stetiger Erweiterung und Sicherheit befunden haben. Nun ist die Qualität der Zeit eine diametral andere. Dies will erst einmal verstanden werden und wir als Individuen, die die Qualität dieser Zeit wahrnehmen können müssen lernen, uns in ihr einzurichten. Immer dann, wenn wir die Qualität einer Zeit wahrnehmen können, wird sie uns genau das schenken, was ihr eigentlicher Inhalt ist. Doch dieses intuitive Wissen um Qualitäten der Zeit ist uns als Gesellschaft weitgehend verloren gegangen.


„Nimm dir Zeit. Ein Acker, der ausruhen konnte, liefert prächtige Ernte“. (Mahatma Gandhi)

Oftmals irren wir ohne einen inneren Kompass, eine innere Orientierung durch die scheinbaren Zufälle äußeren Lebens. Ohne echten Kontakt mit unserem inneren Wesen werden wir von äußeren Reizen überflutet, die uns anfangs vielleicht inspirieren, aber im Laufe der Zeit mehr und mehr erschöpfen. Unsere Wissenschafts-Gesellschaft hat unendlich viel Wissen über die äußeren Dinge des Lebens zutage gefördert und das ist auch gut so. Doch gleichzeitig mit der explosionsartigen Vermehrung geistigen Wissens ist uns etwas Wesentliches verloren gegangen, nämlich der Kontakt zu uns selbst, zu unserem eigentlichen Sein, der Kontakt zu unseren inneren Empfindungen. Je mehr wir Äußerlichkeiten verarbeiten müssen umso mehr schwindet unsere Fähigkeit, nach innen zu spüren, und die Impulse, die unser inneres Wesen uns zu vermitteln versucht, überhaupt noch wahrzunehmen.


„Ich spüre mich, also bin ich" (frei nach René Descartes)

Doch wozu führt diese zunehmende Veräußerlichung unseres Lebens? Melancholie und depressive Verstimmungen, aber auch erhöhte Reizbarkeit sind häufig Ausdruck eines mangelnden Zugangs zu sich selbst. Auch Erschöpfungszustände sind Ausdruck eines ständigen zu viel an äußeren Erwartungen und Ansprüchen und einer Fehlwahrnehmung der eigenen Belastbarkeit. Aber auch viele körperliche Beschwerden haben ihren Ursprung in einer Dysbalance zwischen äußeren Notwendigkeiten und den Bedürfnissen unseres Selbst und unserer Seele. Schlafstörungen, Bluthochdruck, Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Verdauungsprobleme, Rückenschmerzen, Gewichtsprobleme, Haarausfall oder mangelnde Libido sind ursächlich meistens mit Stress verbunden.


Auch Sorgen wie Arbeitsplatzverlust, Partnerschaftsprobleme oder Krankheiten naher Angehöriger führen uns weg von uns selbst. Wir grübeln und versuchen meist, die Dinge durch äußere Maßnahmen zu lösen. Kommen dann noch äußere Belastungsproben und gesellschaftliche Krisen wie die Corona-Episode oder gar ein Krieg hinzu, drohen Menschen ohne einen stabilen Rückbezug zu sich selbst emotional zu straucheln, oder gar psychisch beziehungsweise physisch zu erkranken.


Diesen Rückbezug zu uns selbst wiederherzustellen, ist das wesentlichste Anliegen meiner therapeutischen und vermittelnden Tätigkeit. Es liegt mir unendlich am Herzen, Menschen dabei zu unterstützen, wieder in eine Verbindung zu ihrem eigenen Kern zu treten. In eine Wahrnehmung zu dem, was ihre still in ihnen wohnende Seite, ihre Seele ihnen zu vermitteln versucht, was in der Kakophonie äußerer Betriebsamkeit aber häufig unterzugehen droht.


“Wer immer nur funktioniert, entzieht sich dem Abenteuer des Lebens“ (Christian Morgenstern)

Die Wissenschaft hat die gesamte Welt zergliedert, vermessen und analysiert. Das hat uns glauben lassen, wir könnten Glück und ein zufriedenes Leben allein durch die Beherrschung der äußeren Welt herstellen. Wir glauben, wir verstünden die Welt. Doch wie wenig verstehen wir wirklich? Unser Dasein ist auch in einer aufgeklärten Welt voller Rätsel. Woher kommen wir wirklich? Wohin gehen wir nach dem Tod? Wohin reist unsere Seele während des Schlafs? Fragen, die so universell sind, dass jede Kultur sie sich stellt. Die Antworten auf solch tiefgründige Fragen sind jedoch nicht einfach in wissenschaftlichen Laboren zu finden. Viel eher finden wir sie, wenigstens näherungsweise, mit Hilfe ganz anderer Qualitäten, die tief in uns schlummern, unserem Spürbewusstsein, auch Intuition genannt oder mithilfe von Inspirationen, also Informationen, die uns aus einem größeren Feld zuteilwerden.


Dazu bedarf es der Fähigkeit, spürend nach innen zu schauen, denn diese Wahrheiten liegen im Menschen selbst. Sie liegen tief in den verborgenen Schichten unseres Unbewussten und in Teilen unseres Gehirns, in denen kollektive Erfahrungen gespeichert sind. Antworten auf solche Fragen können wir wahrscheinlich nur jenseits der Grenzen unseres Verstandes im Sinne innerer Einkehr auf eine Art transsinnlichem Wege erhalten. Das ist unser Spürbewusstsein, welches weit über die Grenzen unseres Verstandes hinausreicht und uns in Kontakt bringt mit einer Wahrnehmungsfähigkeit die weit über uns selbst hinaus sich in etwas hinein ausdehnt, was ich als jenes „Größere, Umgreifende, nicht näher Bestimmbare aber Wahre“ (Rumi) bezeichnen möchte. Leider haben wir als Menschen der wissenschaftlichen Moderne diese Wahrnehmungsfähigkeit zugunsten intellektueller Ausweitung und dem Betrachten äußerer Seins – Zusammenhänge ein gutes Stück weit verloren.


Selbst wenn uns solch philosophische und über das rein Physische hinausreichende Fragen nicht interessieren, kann es für uns moderne Menschen doch sinnvoll sein, den Kontakt mit uns selbst wieder stärker herzustellen. Bei sich selbst anzukommen, sich in sich selbst getragen und sicher zu fühlen ist ein Zustand, in dem wir uns getragen und geborgen fühlen. So vermögen wir unserem Leben auch in herausfordernden Zeiten die Stirn zu bieten.


Wir können unser inneres Wesen nicht über unseren Intellekt erreichen und so erfahren wir nichts über seine Bedürfnisse. Es vermittelt sich uns mithilfe von Bildern und Imaginationen, eine spezifische Sprache des Unbewussten, die sich unser nur dann erschließt, wenn wir bereit sind, einmal abzutauchen auf eine andere Seite unseres Wesens, auf der wir Zugang haben zu diesen inneren Bildern und Imaginationen.




Barfuß am Strand


Auf dem Wege zu sich selbst sein


Was aber können wir tun, um dieser permanenten äußeren Abrufbarkeit etwas entgegen zu setzen? Ständig klingelt irgendein Smartphone, erreicht uns irgendeine Nachricht, ist noch irgendetwas zu erledigen, was selbstverständlich wichtig ist. Wir werden zu Getriebenen der gesellschaftlichen Moderne.


Aus dem Rhythmus geraten…


Wir leben in einer Gesellschaft, die am Beginn des dritten Jahrtausends aus dem Rhythmus geraten zu sein scheint. Was uns fehlt, ist ein Bewusstsein für den Rhythmus des Menschen und den Rhythmus der Welt. Doch woran sind diese Rhythmen, die für frühere Kulturen noch so selbstverständlich waren und Sinnhaftigkeit im Leben bedeuteten, verloren gegangen? Ich gehe nicht davon aus, dass frühere Kulturen sich diesen Rhythmen immer freiwillig und gerne unterworfen haben. Es gehört zu unseren technisch – zivilisatorischen Errungenschaften, genau diese Rhythmen überwunden zu haben. Den Rhythmus von Tag und Nacht, der unsere Arbeitszeit früher aus Mangel an Licht und Brennmaterial ganz selbstverständlich beschränkt hat. Der Rhythmus der Jahreszeiten, der uns im Winter ein wenig mehr in die Innenräume getrieben hat, wo wir in dunklen Zeiten ein wenig zur Ruhe kommen konnten und mussten. Doch seit dem Beginn der industriellen Revolution können wir pausenlos produzieren, können die Nacht zum Tage machen.


So groß die Errungenschaften des Industriezeitalters und Kommunikationszeitalters sind, so groß sind deren Nachteile. Denn der Mensch ist nun einmal keine Maschine. Wir Menschen unterliegen jedoch nach wie vor Rhythmen. Zum Beispiel dem Rhythmus von Anspannung und Entspannung. Wenn wir immer nur aktiv unterwegs sind und unsere passive Seite, jenen Anteil in uns, der zur Ruhe kommen möchte, fortwährend ignorieren, werden wir krank, krank an unserer Seele und krank an unserem Körper.


An manchen Tagen bewegen wir uns wie ferngesteuerte Maschinen durch unser Leben, hier noch etwas erledigen, da noch schnell ein Telefonat, dort noch eine Mail geschrieben und dann schnell noch etwas einkaufen. So kann es sein, dass wir Tage verbringen, in denen wir nicht die geringste Wahrnehmung für das haben, was unser inneres Selbst, jene Instanz, die uns in unserem Inneren zusammenhält, benötigt.


„Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt“ (John Steinbeck)

Meine Arbeit im Wendekreis widmet sich den Folgen unseres zivilisatorischen Wahnsinns. Denn etwa 80 % der Beschwerden meiner Klienten beruhen ursprünglich auf einem Mangel an Wahrnehmung von körperlichen und seelischen Bedürfnissen. Es dauert oft lange, bis der Organismus dann wirklich entgleist und häufig schaffen wir nur dadurch Abhilfe, indem wir die Symptome beruhigen, jedoch nicht nach ihren Ursachen forschen. Und natürlich erscheint es vielen von uns fast unmöglich, den Alltag so zu gestalten, dass auch Zeit für innere Wahrnehmung bleibt. Der Stress hat uns fest im Griff, nämlich genau der Stress, den wir uns selbst machen.


Es ist nur ein kleiner Schritt für dich …


Alle großen Veränderungen beginnen mit einem kleinen Schritt. Wenn wir uns wünschen, mehr in Kontakt mit unserem wahren Selbst zu kommen, unseren Alltag trotz aller Herausforderungen entspannter zu gestalten, mit Konflikten anders umzugehen, dann mag dies manchen von uns unerreichbar erscheinen. Also begnügen wir uns mit dem was ist und machen im alten Trott weiter? Nein, schon kleine Veränderungen sind in der Lage, Großes in unserem Leben zu bewegen. Im „Kleinen Prinz“ von Antoine de Saint Exupéry heißt es: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“.


Und dieses „mit dem Herzen sehen“ ist etwas, was wir in unseren Alltag integrieren können. Sich dem Herzen gegenüber zu öffnen, sein Herz zu öffnen, führt im Laufe einer gewissen Zeit zu tiefgreifenden Veränderungen unserer Wahrnehmung des Lebens und des eigenen Selbst. Alan Rickman beschreibt dies so: „Tief in dir gibt es eine Stimme, die dir sagt was zu tun ist“. Wir spüren uns wieder mehr und fühlen uns nicht mehr so sehr allein von äußeren Dingen bewegt.


Doch wie öffnet man sein Herz? Ich möchte an dieser Stelle nicht den Eindruck erwecken, dass der Weg zu sich selbst im Instant – Hauruck – Verfahren gegangen und gelebt werden könnte. Es ist ein Weg mit vielen Windungen und Wendungen. Aber immer wieder erfahren wir Momente oder gar Phasen des Glückes im Zusammensein mit dem wichtigsten Menschen, den wir kennen, nämlich uns selbst. Auf diesem Wege begleite ich Menschen in meinen Seminaren, wo wir gemeinsam lernen und mehr zu uns selbst finden. Ein solcher Weg will gegangen und nicht nur gedacht werden. Begleitet durch liebevoll – erfahrene Führung und mit der Kraft der Gemeinschaft sind meditative Übungen selbstverständlich leichter zu lernen. Von dieser essenziellen Erfahrung sprechen alle Menschen auf dem Wege zu sich selbst, auf dem Weg der Meditation. Meditation ist nicht einfach Entspannung, Meditation bedeutet den Blick nach innen zu wenden, sich zum eigenen Wesen hinzuwenden, dem für einen selbst Wesentlichen im Leben entgegen zu gehen ...